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Geht es um seine Person, winkt Pater Romuald Mattmann mit einer schnellen Handbewegung ab. Was er während 44 Jahren fast Sonntag für Sonntag Einsätze als Priester im Oberaargau geleistet hat, ist aber nicht selbstverständlich.
Andere schlafen am Sonntag aus. Nicht so Pater Romuald Mattmann. Meistens sitzt er bereits im Auto, wenn sich seine Mitbrüder im Benediktinerkloster Engelberg zu Morgengebet treffen. Und dieses fängt immerhin schon um sechs Uhr an. Pater Romuald Mattmann liebt diese frühmorgendlichen Autofahrten. «Sie haben etwas Meditatives», hat er sich einmal darüber geäussert.
Auch mit 82 Jahren pilotiert der Benediktinermönch sein Fahrzeug sicher in die Region Oberaargau. Langenthal-Roggwil, Herzogenbuchsee, Huttwil, Wangen an der Aare oder Niederbipp sind in der Regel die Ortschaften, die er ansteuert. In all diesen Gemeinden leistet er seit mehr als der Hälfte seines Lebens Einsätze als Priester. Mindestens einmal im Monat geht die Reise über den Brünig nach Hasliberg, Brienz und weiter nach Meiringen.
Angefangen hat alles am 15. Februar 1976. «In Herzogenbuchsee feierte ich zusammen mit der Missione Cattolica Italiana meinen ersten Gottesdienst», erinnert sich der ehemalige Lehrer für alte Sprachen und Präfekt an der Stiftsschule Engelberg. Ab 1981 kamen andere Gemeinden hinzu und die Gottesdienste werden auch in deutscher Sprache gefeiert. Ende Jahr zieht nun Pater Romuald Mattmann einen Schlussstrich unter dieses Kapitel.
«Nach 44 Jahren, 10 Monaten und
16 Tagen»,
wie er in seinem Rücktrittschreiben festhält und «nach Hunderten von Einsätzen in den verschiedenen Kirchen, Tausenden von Kilometern bei jedem Wetter, unzähligen Begegnungen mit dankbaren Gläubigen und stets kompetenter Unterstützung in den Pfarreien.»
Dass da pro Monat schnell mal 1000 und mehr Kilometer Autofahrt zu seinen «Schäfchen» im Oberaargau zusammenkommen, quittiert er mit einem für ihn typischen Lächeln. «Ich bin dankbar, dass ich diese Aufgabe erfüllen konnte.»
Pater Romuald Mattmann hat im Oberaargau tiefe Spuren hinterlassen. Der Engelberger Benediktinermönch ist nicht einfach nur den Gottesdiensten vorgestanden. Rita Möll erinnert sich im Pfarrblatt Mittelland «an die unzähligen Begegnungen, seine seelsorgerische Betreuung oder auch an die Hausbesuche, die er unkompliziert und freiwillig gemacht hat und die vielen Menschen gutgetan haben. Er war einfach unser Pfarrer.»
Unvergessen sind offenbar auch die von Pater Romuald Mattmann für die Pfarrei Herzogenbuchsee organisierten Rom-Reisen, auch wenn seine weit ausholenden Schritte die Mitwandernden oft an ihre Grenzen gebracht haben. «Wir verstehen seine Entscheidung, lassen ihn aber nur schweren Herzens ziehen», sagt Rita Möll. Dabei kann sie das Bedauern in ihrer Stimme nicht verbergen. Auch Pater Romuald Mattmann ist dieser Schritt nicht leichtgefallen. «Wir haben alle gemeinsam, dass wir nicht jünger werden.»
Noch nicht auf seine seelsorgerische Tätigkeit verzichten müssen die beiden Gemeinden Meiringen und Brienz. «Sofern es die Gesundheit erlaubt, möchte ich die restlichen Jahre noch diesen beiden Gemeinden schenken», blickt Pater Romuald Mattmann dem neuen Jahr entgegen. Seit fünf Jahren führt ihn die Fahrt über den Brünig. «Brienz hat ohnehin eine besondere historische Beziehung zu Engelberg: Bis zur Reformation gehörte die Pfarrei Brienz zu unserem Kloster.» Dies ist auch der Grund dafür, dass Brienz im Rahmen vom Jubiläum «900 Jahre Kloster Engelberg» eine der Partnergemeinden ist. Und so hofft Pater Romuald Mattmann, dass der in diesem Jahr wegen Corona verschobene Begegnungstag 2021 stattfinden kann.