Der LK Zug schlägt die Spono Eagles mit 37:36 nach dem Penaltyschiessen und holt auf dramatische Weise den Cupsieg.
Den Partyhut hatte er auf dem Kopf, die Feier in der Garderobe wurde ihm aber etwas zu wild, und so zog sich Zugs Trainer Damian Gwerder kurz in einen Gang der Gümliger Mobiliar Arena zurück, atmete durch und resümierte das Spektakel, das eben zu Ende gegangen war:
«Wir haben sensationell gut gedeckt, haben immer daran geglaubt. Nuancen entschieden ein Spiel, das eigentlich keinen Verlierer verdient hat.»
Der Sport aber verlangt Entscheidungen, und so war es am Ende der LKZ, der mit einem 37:36-Erfolg nach Penaltyschiessen zum vierten Mal den Schweizer Cup gewann.
Penaltys gibt es im Handball viele, wohl mehr als in jeder anderen Sportart. Penaltyschiessen als letzte Instanz zur Eruierung des Siegers sind indes äusserst selten. Am Samstag war es wieder einmal so weit, weil das Skore sowohl nach 60 Minuten (30:30), als auch nach der zehnminütigen Verlängerung (34:34) ausgeglichen war. Jeweils fünf Schützinnen traten vom Siebenmeterpunkt an, stellten sich dem Vabanquespiel als Höhepunkt einer kräfte- und nervenzehrenden Partie.
Zur Heldin avancierte Zugs Goalie Jennifer Abt, die drei Versuche parierte. Den siegsichernden Treffer erzielte derweil eine Akteurin, die keiner auf der Rechnung hatte: Jacqueline Hasler-Petrig. Die 34-jährige Spielmacherin, die mit dem LKZ zwei Meistertitel gefeiert (2010, 2013) und sich mittlerweile vom Leistungssport verabschiedet hat, kehrte nochmals zurück und reihte im fünften Anlauf den ersten Cupsieg in ihr Palmarès ein. Grund für das Comeback war der kurzfristige Ausfall von Topscorerin Celia Heinzer. Gwerder erklärt: «Shaggy bringt Routine rein, schaut zu den jungen Mädels.» Er betonte: «Sie nimmt niemandem den Platz weg.»
Tatsächlich war der entscheidende Penalty die einzige Aktion von Hasler-Petrig. Davor gefiel der LKZ mit einem harmonischen Auftritt, einer Kollektivleistung, und eigentlich hätte er die Titelverteidigung früher realisieren können. In einer Partie, die hin und herwogte, vergab Svenja Spieler eine Minute vor Schluss der regulären Spielzeit den ersten Matchball zur 31:29-Führung und als in der Overtime nur noch wenige Sekunden zu spielen waren, warf Leah Stutz am Tor vorbei, anstatt das 35:34 zu erzielen.
Keiner dieser Rückschläge warf das Team jedoch aus der Bahn. «Spass haben», lautet die Devise von Gwerder, auch unter grösstem Druck und das kann der Primarlehrer auch authentisch vermitteln. «Aufmuntern, Gas geben, überzeugt sein vom Sieg und auch mal einen Scherz machen», diese Wesenszüge prägen Gwerder. Er sagt:
«Die totale Garantie für den Sieg hat man damit aber nicht. Wir hätten auch verlieren können und hätten nicht schlechter gespielt. Spono tut mir deshalb auch leid.»
Selbstredend war die Stimmungslage bei den Luzernerinnen diametral entgegengesetzt, nur zu gerne hätten sie den ersten Titel seit dem Jahr 2019 gewonnen. Spono-Trainer Urs Mühlethaler erklärte:
«Im Penaltyschiessen zu verlieren ist okay, da geht es um Glück und Pech.»
Mehr beschäftigten ihn die Themen, die man davor besser hätte gestalten können: «Zu Beginn waren wir in der Deckung zu brav, zu passiv. Und vorne haben wir uns generell etwas verbremst.» Für Zuversicht sorgt die Tatsache, dass die Spono Eagles schon ab nächstem Samstag nach Revanche trachten können – dann beginnt in Zug der Playoff-Final der SPL1-Meisterschaft (best of 5).
Spono Eagles – LK Zug 36:37 (16:16, 30:30) n. Pen.
Mobiliar Arena, Gümligen. – 1350 Zuschauer. – SR Brunner/Salah. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Spono, 1-mal 2 Minuten gegen Zug. – Spono: Schaller (6 Paraden)/Strebel (4)/Ort; Mia Emmenegger (7 Tore), Stähelin (5/1), Zumstein (4/1), Hodel (8/1), Sabrina Amrein (4), Boesen (2); Csebits (2), Müller, Ana Emmenegger (2/1), Decurtins (2). – Zug: Ligue/Abt (11 Paraden); Taivan (2 Tore), Estermann (4), Stutz (5/3), Spieler (4), Riner (5), Eugster (4), Goldmann (5); Bächtiger, Zaetta, Tschamper (5/1), Scherer (2/2), Hasler-Petrig (1/1). – Penaltyschiessen: Tschamper 0:1. Decurtins scheitert an Abt; Stutz 0:2, Ana Emmenegger 1:2; Bächtiger verwirft, Stähelin 2:2; Hasler-Petrig 2:3, Zumstein scheitert an Abt; Scherer scheitert an Strebel, Hodel scheitert an Abt. – Bemerkung: Schaller pariert Penalty von Stutz (20./12:11).