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Der komplizierte Weg in Richtung Weltmeisterschaft und Olympische Spiele sorgt dafür, dass die neuen Schweizer Meister Genf und Aarau noch keine grosse Jubelfeier veranstalten können.
Die Schweizer Meisterschaft hat im Curling grosse Bedeutung. Sie öffnet die Türe für internationale Meriten. Im Jahr vor den Olympischen Spielen können der nationale Titel und damit die Qualifikation für die WM buchstäblich in doppelter Hinsicht Gold wert sein.
Doch diesmal ist es ein wenig komplizierter. Um das zu erklären, braucht es den Blick zurück. Vor einem Jahr jubelten an den nationalen Titelkämpfen das Männerteam von Bern Zähringer und die Frauen von Oberwallis. Doch das WM-Ticket konnten sie wegen Corona nie einlösen.
Deshalb starteten die beiden Mannschaften mit einem Bonus zur Meisterschaft in Arlesheim. Verlieren sie ihre Titel, duellieren sie sich am kommenden Wochenende mit ihren Nachfolgern um die Fahrkarte zur WM und gleichzeitig um die Pole-Position für Olympia.
Und genau dieses Szenario schrieb das Titelturnier ins Drehbuch. Bei den Frauen gab es kaum Geheimnisse um die Finalpaarung. Die nach wie vor amtierenden Weltmeisterinnen von 2019, das Team Aarau um Skip Silvana Tirinzoni und die Limmattalerin Alina Pätz, verloren bis zum Final kein einziges Spiel.
Titelverteidiger Oberwallis hatte etwas mehr Mühe. Letztlich behielt Aarau auch in den beiden Endspielen seine Ungeschlagenheit. Insgesamt gewann man im Verlauf der Woche alle fünf Partien gegen Oberwallis, wenn auch dreimal erst im Zusatzend.
Damit kommt es ab Freitag in Biel zu einem Best-of-three-Trial um den WM-Startplatz. Das Momentum scheint klar auf der Seite der Aarauerinnen. Allerdings ist bei den Frauen auch der Blick in die Zukunft kompliziert. «Wir wissen gar noch nicht, welche Bedeutung ein Sieg in den Trials haben wird», fasst es Skip Tirinzoni zusammen.
Denn die Frauen-WM, die im März in Schaffhausen hätte stattfinden sollen, ist wegen Corona abgesagt. Ob sie allenfalls im September nachgeholt wird, bleibt ungewiss. Ohne WM käme es im Spätherbst zu erneuten Olympia-Trials zwischen den beiden Teams. Ansonsten würde eine Medaille bei der WM das Tor zu den Winterspielen 2022 in Peking öffnen.
Silvana Tirinzoni freut sich auf die Trials: «Das Eis in Biel curlt mehr. Da hat man taktisch mehr Möglichkeiten. Wir bevorzugen das». Auch ihre Mitspielerin Alina Pätz zeigt Zuversicht: «Wir haben auf konstant hohem Niveau gespielt. Das viele Training aufgrund des abgesagten internationalen Turnierkalenders zahlt sich aus».
Geschlagen geben wollen sich die Gegnerinnen aber nicht. Die Solothurnerin Briar Hürlimann im Team von Oberwallis fordert: «Wir müssen die Chancen, die sie uns geben, besser nutzen. Ich bin positiv eingestellt für nächstes Wochenende».
Auch bei den Männern war das Duell um den Meistertitel letztlich eine klare Angelegenheit zugunsten der Herausforderer aus Genf. Vor allem das zweite Finalspiel geriet für Titelverteidiger Bern Zähringer mit dem Solothurner Skip Yannick Schwaller, den beiden Aargauern Marcel Käufeler und Romano Meier sowie dem Appenzeller Michael Brunner zur «Mission Impossible».
Bereits nach dem ersten End lag man 0:3 zurück. Nach einem weiteren Viererhaus der Genfer im sechsten End kam beim Stand von 2:9 bei den entthronten Meistern der Gedanke an eine Aufgabe auf. «Das spielen wir fertig, schliesslich ist das Schweizer Fernsehen hier», beendete Marcel Käufeler die Diskussion medienbewusst.
Trotz der deutlich verlorenen Schlacht im entscheidenden Finalspiel und drei von vier Niederlagen in den Direktduellen während der Meisterschaftswoche dominiert bei Käufeler weiter die Zuversicht: «Ich bin überzeugt, dass wir die Trials gewinnen. Das, was Genf hier gezeigt hat, können wir auch. Ich spüre überhaupt keine Unruhe im Team».
Auch Skip Schwaller sieht dem erneuten Duell der beiden international klar stärksten Schweizer Teams mit Optimismus entgegen. Schliesslich steht bei den Männern der WM-Termin Anfang April in Calgary noch. Was braucht es denn für einen Sieg bei den Trials, Yannick Schwaller? «Besser spielen wäre eine gute Idee. Wir waren hier im Final als Team einfach zu schlecht. Aber wir wissen alle, dass wir sie in Biel schlagen können. Es wäre ja nicht das erste Mal.»