Der Zuger Philipp Arnold (34) läuft am Neujahrsmarathon in Schlieren als Sieger an die Spitze der Weltbestenliste.
Philipp Arnold und der Neujahrsmarathon in Schlieren: Das ist eine Erfolgs- und eine Liebesgeschichte. Ununterbrochen ist der 34-Jährige seit dem Jahr 2013 am Anlass dabei – achtmal über die Marathondistanz, einmal im Halbmarathon. Und beim jüngsten Jahreswechsel feierte er seinen dritten Gesamtsieg nach 2017 und 2014. Schmunzelnd erzählt er: «Offenbar brauche ich immer drei bis vier Jahre dazwischen.»
Bei der jüngsten Ausgabe (nach einem Jahr Pandemie-Unterbruch) stieg der Routinier zweifelnd ins Rennen. Der Grund: Einige Stunden vor dem Start um Mitternacht hatte ihm ein Laufkollege und -konkurrent, der ehemalige Swiss-Alpine-Marathon-Sieger Bernhard Eggenschwiler, geschrieben, dass Arnold auf die Startnummer 149 zu achten habe. Um Leendert Van der Lugt handelte es sich, einen Holländer mit beachtlichem Renommee. «Diesen Mann hatte ich nicht auf dem Radar», sagt Arnold. Eine Internetrecherche ergab, dass Van der Lugt eine Marathonbestmarke von 2:26:58 Stunden aufweist, die um gut fünf Minuten besser ist als jene von Arnold (2:32:29).
Die Vorahnung erwies sich als berechtigt. Der Favorit zog schnell weg. Die erste Runde von 10,55 km lief Van der Lugt 38 Sekunden schneller. Arnold aber realisierte dies nicht genau und liess sich schon gar nicht irritieren. Er vertraute auf seine Erfahrung. Und bei Kilometer 17 überholte er einen Mitkonkurrenten, der am Wegrand stand und an seiner Stirnlampe hantierte. Im Nachhinein wurde ihm klar: «Das muss dieser Holländer gewesen sein.»
Der Umgang mit der Stirnlampe und den Bedingungen gaben den Ausschlag. Der Nebel machte die Orientierung schwierig, höchste Konzentration war verlangt. Arnold wusste zu reagieren. Er nahm die Lichtquelle in die Hand und richtete sie direkter gegen den Boden. Sicherer und schneller konnte er so laufen auf der nicht ganz einfachen Strecke und in der feuchten Luft. Zugute kam dem Zuger dabei auch, dass er am Vortag die Strecke mit dem Bike abgefahren war. So wuchs seine Sicherheit zusätzlich.
Aufgrund der Bedingungen lief auch Philipp Arnold vorsichtiger. Schliesslich dürfte gerade dies der Hauptgrund für das gute Körpergefühl bis am Schluss und die exzellente Schlusszeit von 2:39:02 Stunden gewesen sein. Es ist Arnolds Neujahrsmarathon-Bestzeit. Um 2:14 Minuten steigerte er sich gegenüber der Austragung von 2018/19. «Energiemässig fühlte ich mich bis am Schluss ausgezeichnet», sagte er kurz nach der Passage des Zielbandes mit der Aufschrift Weltjahresbestzeit. Für Philipp Arnold stellt der Neujahrsmarathon Jahr für Jahr «eine auf mich zugeschnittene Möglichkeit zum Jahreswechsel» dar. Er unterstreicht, dass ihm dieser Marathon «weit mehr sagt als eine Silvesterparty». Mit seinem jüngsten Sieg machte er sich gleichzeitig auch zum Rekordsieger des mittlerweile schon traditionellen Anlasses (17 Austragungen). Verbunden ist diese Gewissheit mit «dem tollen Nebeneffekt, für einige Stunden oder Tage die Weltjahresbestenliste anzuführen».
Der Höhepunkt seines Laufkalenders stellt dieses Rennen für Philipp Arnold allerdings nicht dar. Der Systemspezialist eines Energieportals strebt vorrangig nach einer möglichst guten Zeit über die 42,195 km. Dieses Unterfangen ist schwierig aufgrund der Rahmenbedingungen am Neujahrsmarathon. Den Trainingseffekt gedenkt er aber zu nutzen. Sein Plan sieht vor, am Zürich Marathon am 10. April die 2:30-Stunden-Barriere anzugreifen – in der Hoffnung, dass «der Körper mit seiner Marathon-Erfahrung auch dann mitspielt».