Fussball
Der FC Oetwil-Geroldswil ist da, wo der FC Birmensdorf hin will

Ein Vergleich der beiden Klubs vor dem 3.-Liga-Derby am Sonntag zwischen dem FCB und dem FCOG (10.15 Uhr, Breite). Sportlich liegen die beiden derzeit näher als vom Weg, den sie in den letzten Jahren genommen haben.

Raphael Biermayr
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Mike Wettstein (vorn) und die Oetwiler gastieren am Sonntag in Birmensdorf (Alex Gessler).

Mike Wettstein (vorn) und die Oetwiler gastieren am Sonntag in Birmensdorf (Alex Gessler).

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Zwei Dorfklubs - zwei Haltungen. Hier der FC Birmensdorf, für den in den letzten Jahren immer mal wieder ein beinahe runderneuertes Fanionteam auflief, und dessen jüngste Trainerwahl (Fabio Stiz) überraschend war.

Da der FC Oetwil-Geroldswil, in dessen erster Mannschaft manche ihre Mitspieler besser kennen als ihre Freundin, nachdem sie schon in der ersten 3.-Liga-Saison des Vereins 2005/06 füreinander eingestanden sind. Und was die Präsentation des aktuellen Coachs (Roger Balmer) anbelangt, hätte es nur überrascht, wenn man nicht auf den richtigen Kandidaten getippt hätte.

Unterschiedliche Juniorensituation

Eine Divergenz herrscht auch in Bezug auf die Juniorenentwicklung. Während auf der Geren sich die gescheiterten Versuche mehren, eine A-Junioren-Equipe zu melden, mass sich der älteste Nachwuchs im Werd auch schon mit den Besten des Kantons.

Natürlich: Der direkte Vergleich hinkt, weil der FCOG gleich für drei Gemeinden (auch Weiningen) steht und ein ungleich grösseres Einzugsgebiet hat. Dennoch lohnt sich vor dem Aufeinandertreffen am Sonntag in Birmensdorf ein Blick hinter die Kulissen.

Birmensdorf: Starker Mann an der Front

Gastgeber Birmensdorf hatte nach einigen Jahren Ruhe und Gemächlichkeit seinen ersten Erweckungsmoment im Sommer 2004. Der ehrgeizige Laurent Fessel sah dort - wie einst in Engstringen - die Voraussetzungen, widerspruchslos ein Erfolgsteam zusammenzustellen. Er überzeugte den gutgläubigen Präsidenten Dieter Müller und sollte ihn im Nachhinein verunglimpfen.

Dazwischen lagen fünf Jahre mit sportlichem Erfolg - man klopfte an die Tür zur 2. Liga - und Abgrenzungen: Die erste Mannschaft hatte bald kaum noch etwas mit dem FCB zu tun. Bis heute hält sich das Gerücht, Fessel hätte Spieler aus der eigenen Tasche entschädigt. Die Folgen nach dessen Abgang lagen auf der Hand. Innert weniger Wochen musste ein neues Team zusammengestellt werden. Zurück auf Feld 1 also.

Auch im Vorstand gab es einen Neuanfang: Im Frühjahr 2012 kam der Generationenwechsel. Müller, der sich am Ende um zu viel kümmerte, gab das Präsidium nach zwölf Jahren ab. Der Verein hat sich neue Strukturen verordnet und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Die Umsetzung dauert an. Dazu kommt die - hinter vorgehaltener Hand erwähnte - Bereinigung von finanziellen Altlasten.

Im sportlichen Bereich vertraut man allerdings wieder auf einen starken Mann an der Front: Fabio Stiz. Er hat das stärkste Team seit Jahren gebaut, das nach acht Runden sieben Siege und ein eindrucksvolles Torverhältnis von 32:6 aufweist. Das gelang ihm - nach Beteuerungen von Spielern und Verantwortlichen - ohne jeden monetären Anreiz, sondern durch seinen Ehrgeiz und seine Überzeugungskraft. Damit verbunden ist die Gefahr, dereinst nach einem allfälligen Abgang Stiz' wieder vor dem Nichts zu stehen.

«Ich habe keine Pläne, bald zu gehen», sagt der Trainer, der auch als Reformer im Nachwuchsbereich verpflichtet wurde. Würde sein Engagement allein von der Umsetzung von Letzteren abhängig sein, hätte der FCB wohl die Garantie, dass der Charakterkopf lange bleiben würde.

Oetwil-Geroldswil: Eine Familienbande

Derlei Sorgen kennt man in Geroldswil nicht. Dort steht seit je der Verein über dem Einzelnen. Seit Jahren wird das Modell der klaren Verteilung von Chargen verfolgt, der junge Präsident Steven Meier wirkt am liebsten im Hintergrund und scheut sich nicht zu sagen, dass er nicht jedes Spiel des Fanionteams besucht. Die Mannschaft ist in sich gefestigt.

Das bringt aber auch Trägheit mit sich. Reizpunkte zu setzen, ist schwierig, zumal ein Konkurrenzkampf wegen des kleinen Kaders und der üblichen Absenzen kaum stattfindet. Sensible Momente bewirken aber eine heftige Reaktion. Wie im vergangenen Frühjahr. Nach einer schwachen Vorrunde mit nur acht Punkten (aktuell sind es bereits 18) rückte die Mannschaft noch näher zusammen. Wie das geht? Trainer Balmer selbst erwähnt die bangen Wochen nach dem Herzinfarkt von Assistenztrainer Andi Wettstein. «Das war wie ein zusätzlicher Kitt», erklärt er.

Das gelebte Kollektiv zeigt sich auch im Umstand, dass der Abgang von Topskorer Claudio Lauper problemlos kompensiert werden konnte. Nicht etwa durch Neuzugänge, sondern durch die Mithilfe aller.

Für die bislang 17 erzielten Treffer zeichnen neun Torschützen verantwortlich. Dazu kommen sechs Gegentore (drei davon in einem Spiel). Ohne ein funktionierendes Defensivverhalten aller Mannschaftsteile ist so ein Wert kaum möglich. Besonders eindrücklich. und damit der grosse Unterschied zum FC Birmensdorf: In sechs der acht Matches standen ausnahmslos Spieler auf dem Platz, die bereits Junioren im FCOG waren.