Als Nick Alpiger im ersten Gang des Eidgenössischen Topfavorit Sämi Giger besiegt, schien ein Schwinger-Märchen wahr zu werden. Doch dann geht plötzlich nichts mehr. Die Sehnenverletzung, die er sich vor einem Monat auf dem Weissenstein zuzog, behindert ihn wieder. Doch Alpiger macht weiter.
Schon beim ersten Zug im Duell mit Patrick Schenk spürt Nick Alpiger einen Zwick im Hüftbereich. Beim zweiten Versuch passiert es erneut: Er bringt keine Spannung ins Bein. Die Sehnenverletzung, die er sich vor vier Wochen auf dem Weissenstein im Hüftbereich zugezogen hat, meldet sich unvermittelt zurück. Der 22-Jährige verliert den Kampf gegen einen Gegner, den er unter normalen Umständen besiegen müsste, und humpelt aus dem Sägemehl.
Doch wer denkt, dass Alpiger nun aufgibt, irrt. Der Aargauer will weitermachen, er will den Eidgenössischen Kranz, den zweiten in seiner Karriere, trotzdem noch gewinnen. Guido Thürig, Technischer Leiter des Aargauer Verbandes, erklärte gegenüber SRF, dass der Doktor grünes Licht gegeben habe. Gleiches erfährt man aus dem Umfeld des Schwingers. Er macht weiter.
Dabei hat der Tag so gut begonnen. Und das, obwohl der Sieger des Innerschweizer Schwingfests seit der Verletzung auf dem Weissenstein nur zweimal im Sägemehl trainieren konnte. Einmal mit 70 Prozent Belastung und am Dienstag bei der Hauptprobe unter vollem Einsatz seiner Kräfte. Doch Alpiger fühlt sich bereit und bringt im Anschwingen die Kritiker zum schweigen, die sein Antreten gegen Topfavorit Samuel Giger als aussichtsloses Unterfangen betitelten.
Alpiger siegte gegen den Mann, der zuvor zwei Jahre lang nicht verloren hat. Der bei den Buchmachern zum Topfavoriten auf den Königstitel auserkoren wurde. Doch Alpiger tritt an, als hätte es die Verletzung nie gegeben. Fast ein wenig wie im Märchen. Oder ganz einfach: sensationell!
In der Regel dauert es nach einer Sehnenverletzung, wie sie Alpiger erlitten hat, deutlich länger, bis Belastungen im Extrembereich wieder möglich sind. Doch der 22-Jährige gewinnt das Wettrennen gegen die Zeit. Er trainierte vor zwei Wochen mit den Kollegen des Schwingklubs Lenzburg im Schwimmbad. Die Bewegungen im Wasser gaben ihm das Gefühl für die Schwünge, ohne dabei den verletzten Körper zu sehr zu belasten.
Dass Alpiger jetzt, wo ihn sein Körper auf den Boden der Tatsachen zurückholte, nicht aufhören will, passt zum Mann aus Staufen. Er hat schon immer mehr getan als viele Kollegen. Und er will und wollte den Erfolg schon immer mehr als die meisten Schwinger. Das hat ihn, der in jungen Jahren nie der Talentierteste wahr, aber immer der Fleissigste, bis an die Spitze gebracht.
Und es soll ihn nun bis zum Kranz tragen. Er weiss, dass er das Repertoire hat, um auf anderen Wegen zum Erfolg zu kommen. Alpiger schwingt beidseitig, ein Kunststück, das nur wenige beherrschen. Damit hat er die Möglichkeit, sein verletztes Bein stärker zu entlasten. Ob es klappt, wird sich zeigen. Es wäre ein Märchen. Auch ohne Königstitel.
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