Das Drama nach der Sensation: Plötzlich hat es gezwickt bei Nick Alpiger

Als Nick Alpiger im ersten Gang des Eidgenössischen Topfavorit Sämi Giger besiegt, schien ein Schwinger-Märchen wahr zu werden. Doch dann geht plötzlich nichts mehr. Die Sehnenverletzung, die er sich vor einem Monat auf dem Weissenstein zuzog, behindert ihn wieder. Doch Alpiger macht weiter.

Martin Probst
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Verletzung im Hüftbereich als Handicap: Nick Alpiger verliert gegen Patrick Schenk. (Bild: Keystone)

Verletzung im Hüftbereich als Handicap: Nick Alpiger verliert gegen Patrick Schenk. (Bild: Keystone)

Schon beim ersten Zug im Duell mit Patrick Schenk spürt Nick Alpiger einen Zwick im Hüftbereich. Beim zweiten Versuch passiert es erneut: Er bringt keine Spannung ins Bein. Die Sehnenverletzung, die er sich vor vier Wochen auf dem Weissenstein im Hüftbereich zugezogen hat, meldet sich unvermittelt zurück. Der 22-Jährige verliert den Kampf gegen einen Gegner, den er unter normalen Umständen besiegen müsste, und humpelt aus dem Sägemehl.

Doch wer denkt, dass Alpiger nun aufgibt, irrt. Der Aargauer will weitermachen, er will den Eidgenössischen Kranz, den zweiten in seiner Karriere, trotzdem noch gewinnen. Guido Thürig, Technischer Leiter des Aargauer Verbandes, erklärte gegenüber SRF, dass der Doktor grünes Licht gegeben habe. Gleiches erfährt man aus dem Umfeld des Schwingers. Er macht weiter.

Im Schwimmbecken trainiert

Dabei hat der Tag so gut begonnen. Und das, obwohl der Sieger des Innerschweizer Schwingfests seit der Verletzung auf dem Weissenstein nur zweimal im Sägemehl trainieren konnte. Einmal mit 70 Prozent Belastung und am Dienstag bei der Hauptprobe unter vollem Einsatz seiner Kräfte. Doch Alpiger fühlt sich bereit und bringt im Anschwingen die Kritiker zum schweigen, die sein Antreten gegen Topfavorit Samuel Giger als aussichtsloses Unterfangen betitelten.

Alpiger siegte gegen den Mann, der zuvor zwei Jahre lang nicht verloren hat. Der bei den Buchmachern zum Topfavoriten auf den Königstitel auserkoren wurde. Doch Alpiger tritt an, als hätte es die Verletzung nie gegeben. Fast ein wenig wie im Märchen. Oder ganz einfach: sensationell!

So sieht der Schwingerkönig 2019 aus... (Bild: Keystone)
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... während Festsieger 1b Joel Wicki die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht. (Bild: Keystone)
Sieg für Stucki. (Bild: Keystone)
Christian Stucki jubelt ausgelassen. (Bild: Keystone)
Erleichtert: Christian Stucki. (Bild: Keystone)
Ein Küsschen für seine Frau Cecile gibts natürlich auch. (Bild: Keystone)
Christian Stucki jubelt mit seinem ganzen Team. (Bild: Keystone)
Christian Stucki ist Schwingerkönig 2019 (Bild: Keystone)
Hier wird Wicki von Stucki gelegt. (Bild: Keystone)
Wicki und Stucki teilen sich zwar den Festsieg, Schwingerkönig wird aber trotzdem Christian Stucki, weil er am Schluss auf Platz 1a steht. (Bild: Keystone)
Wicki und Stucki werden von ihren Kollegen durch die Luft getragen. (Bild: Keystone)
Die Erlösung steht im ins Gesicht geschrieben: Christian Stucki nachdem er Wicki auf den Boden gelegt hat. (Bild: Keystone)
Nur knapp 45 Sekunden dauerte es, bis Christian Stucki Joel Wicki auf dem Rücken hatte. (Bild: Keystone)
Jubel bei Christian Stucki: der 34-Jährige Berner holt sich den Titel als Schwingerkönig 2019 (Bild: Keystone)
Stucki geht nach seinem Sieg gegen Wicki auf die Knie. (Bild: Keystone)
Christian Stucki (l.) bodigt Joel Wicki im Schlussgang (Bild: Keystone)
Samuel Giger, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Sven Schurtenberger (Bild: Keystone)
Armon Orlik, rechts, bezwingt Fabian Staudenmann (Bild: Keystone)
Marcel Mathis, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Patrick Schenk (Bild: Keystone)
Pirmin Reichmuth, links, jubelt nach seinem Sieg gegen Kilian Wenger (Bild: Keystone)
Andreas Döbeli (l.) bleibt nach dem Gestellten gegen Kilian von Weissenfluh klar auf Kranzkurs. (Bild: Keystone)
David Schmid freut sich über einen hart erarbeiteten Sieg am Boden. (Bild: Keystone)
Armon Orlik (l.) findet gegen Christina Stucki kein Rezept: die beiden stellen. (Bild: Keystone)
Joel Wicki (l.) nimmt wieder Fahrt auf und feiert seinen fünften Sieg. (Bild: Keystone)
highres_389309638 (Bild: Keystone)
Wicki war dem Sieg eine Spur näher, doch auch Stucki hatte Chancen. (Bild: Keystone)
Armon Orlik (l.) bringt sich mit einem Siege gegen König Kilian Wenger in die Poleposition. (Bild: Keystone)
Stephan Studinger (l.) hat gegen Pirmin Reichmuth das Nachsehen. (Bild: Keystone)
Patrick Räbmatter (r.) muss sich von Daniel Bösch besiegen lassen. (Bild: Keystone)
Auch Marcel Kropf muss mit einer Niederlage am Sonntagmorgen leben. (Bild: Keystone)
Joel Wicki kommt im vierten Gang zu seinem vierten Sieg. Das Nordostschweizer Schwergewicht Domenic Schneider legt er problemlos auf den Rücken. (Bild: Keystone)
Auch Armon Orlik hat nach Tag eins vier Siege auf seinem Notenblatt. Von den meistgenannten Favoriten sind damit nur noch er und Wicki im Königsrennen. (Bild: Keystone)
Dafür ist Christian Stucki definitiv ein heisser Anwärter auf den Königstitel. Fragen nach seinem Formstand beantwortete er mit vier Siegen in Serie. (Bild: Keystone)
Für den Aargauer Nick Alpiger war es ein brutaler Tag. Nach dem Sensationssieg gegen Samuel Giger behinderte ihn seine Hüftverletzung wieder und er verlor darum gegen Thomas Kropf. (Bild: Keystone)
Der Aargauer Andreas Döbeli ist mit drei Siegen und einem Gestellten zusammen mit Patrick Räbmatter bester Nordwestschweizer nach Tag eins. (Bild: Keystone)
Christian Stucki (r.) läuft es. (Bild: Keystone)
Auch Armon Orlik (r.) ist im Königsrennen voll dabei. (Bild: Keystone)
Domenic Schneider, wird seiner Rolle als Geheimfavorit gerecht, obwohl er gegen Wicki zum Schluss verliert. (Bild: Keystone)
Stephan Studinger (r.) konnte seine zwei ersten Gänge gewinnen, musste dann aber gegen König Kilian Wenger einer Niederlage einstecken. (Bild: Keystone)
Joel Strebel (r.) im Einsatz gegen Michael Gwerder. (Bild: Keystone)
Christoph Bieri (mit Kopfschutz) will in Zug seinen 100. Kranz gewinnen. (Bild: Keystone)
Bitter: Nach dem sensationellen Start behindert Nick Alpiger im zweiten Gang seine Verletzung im Hüftbereich und er verliert gegen Patrick Schenk. (Bild: Keystone)
Auf Kurs: Mitfavorit Joel Wicki. (Bild: Keystone)
Christoph Bieri wird von Christan Stucki ins Sägemehl gedrückt. (Bild: Keystone)
Samuel Giger gewinnt gegen den Aargauer Joel Strebel und meldet sich nach der Niederlage gegen Nick Alpiger zurück (Bild: Keystone)
Eine Kuh büxt während der Präsentation der Lebendpreise aus. (Bild: Keystone)
Siegermuni Kolin beeindruckt das nicht. (Bild: Keystone)
Geschlagener Favorit: Das Heimspiel hätte sein Fest werden sollen, nun ist Pirmin Reichmuth nach zwei Gängen bereits aus dem Rennen. (Bild: Keystone)
Sensationell: Nick Alpiger (l.) jubelt, während Topfavorit Samuel Giger enttäuscht im Sägemehl liegt. (Bild: Keystone)
Alpiger war im Duell mit Giger der besser Schwinger. (Bild: Keystone)
Der Aargauer setzte einen der grossen Saisondominatoren von Anfang an unter Druck. (Bild: Keystone)
Königsfavorit Armon Orlik gewinnt die Revanche gegen König Matthias Glarner, gegen den er 2016 im Schlussgang verloren hat. (Bild: Keystone)
Auch Christian Stucki gelingt der Auftakt: Er bodigt Mitfavorit Pirmin Reichmuth. (Bild: Keystone)
Kein Sieger gab es im Duell des Aargauer Eidgenossen Patrick Räbmatter (l.) mit Andi Imhof. (Bild: Keystone)
Sven Schurtenberger besiegt Daniel Bösch. (Bild: Keystone)
Der Aargauer David Schmid (l.) beweist seine Defensiv-Stärke und kommt gegen Marcel Mathis zu einem Gestellten. (Bild: Keystone)
Kilian Wenger, der König von 2013, siegt zum Auftakt. (Bild: Keystone)
Der Aargauer Christoph Bieri (r.) kommt gegen Arnold Forrer, den König von 2001, zum Sieg. (Bild: Keystone)

So sieht der Schwingerkönig 2019 aus... (Bild: Keystone)

In der Regel dauert es nach einer Sehnenverletzung, wie sie Alpiger erlitten hat, deutlich länger, bis Belastungen im Extrembereich wieder möglich sind. Doch der 22-Jährige gewinnt das Wettrennen gegen die Zeit. Er trainierte vor zwei Wochen mit den Kollegen des Schwingklubs Lenzburg im Schwimmbad. Die Bewegungen im Wasser gaben ihm das Gefühl für die Schwünge, ohne dabei den verletzten Körper zu sehr zu belasten.

Ein unbändiger Wille

Dass Alpiger jetzt, wo ihn sein Körper auf den Boden der Tatsachen zurückholte, nicht aufhören will, passt zum Mann aus Staufen. Er hat schon immer mehr getan als viele Kollegen. Und er will und wollte den Erfolg schon immer mehr als die meisten Schwinger. Das hat ihn, der in jungen Jahren nie der Talentierteste wahr, aber immer der Fleissigste, bis an die Spitze gebracht.

Und es soll ihn nun bis zum Kranz tragen. Er weiss, dass er das Repertoire hat, um auf anderen Wegen zum Erfolg zu kommen. Alpiger schwingt beidseitig, ein Kunststück, das nur wenige beherrschen. Damit hat er die Möglichkeit, sein verletztes Bein stärker zu entlasten. Ob es klappt, wird sich zeigen. Es wäre ein Märchen. Auch ohne Königstitel.

Update folgt...