Fussball 2. Liga inter
Grenchen-Aussenverteidiger Semir Ressil: «Ich renne den Jungen immer noch um die Ohren»

Semir Ressil hat sich beim FC Grenchen in den vergangenen sechs Jahren zum Führungsspieler entwickelt. «Ich träume davon, irgendwann mit dieser Mannschaft in die 1. Liga aufzusteigen. Dafür gebe ich alles», sagt der 31-Jährige.

Raphael Wermelinger
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Die beiden Grenchner Semir Ressil (rechts) und Robin Müller nehmen Dietikons Bondoy Itoko in die Mangel.

Die beiden Grenchner Semir Ressil (rechts) und Robin Müller nehmen Dietikons Bondoy Itoko in die Mangel.

Hans Peter Schläfli

Semir Ressil spielt seine sechste Saison im Dress des FC Grenchen. Der 31-jährige Aussenverteidiger ist zusammen mit Cédric Rihs der Dienstälteste im aktuellen Kader und der Drittälteste nach Scott Mbemba (32) und Samuel Zayas (34). Er sieht sich als Führungsspieler. Als einer, der das Team mit seinen Leistungen vorantreibt: «Ich gebe in jedem Spiel 110 Prozent auf dem Platz, bin zwar schon älter, renne den Jungen aber immer noch um die Ohren – das macht mich stolz. Die Athletik, die Ausdauer und die Schnelligkeit waren schon immer meine Stärken.»

Mit seinem Einsatz will er den unerfahreneren Teamkollegen ein Vorbild sein. Auf der anderen Seite habe er von den jungen Spielern, die im Verlauf der letzten Jahre zur Mannschaft gestossen sind, auch viel gelernt. «Ich spielte nie selber in einer U-Mannschaft. Was die Technik und die Taktik angeht, konnte ich viel abschauen von den Jungen», sagt Ressil. Auch Trainer Mirko Recchiuit, der das Team 2018 übernommen hat, sei mitverantwortlich gewesen, dass er «nochmals einen Riesenschritt nach vorne» gemacht habe. Insgesamt 95 Meisterschaftsspiele hat er mittlerweile für Grenchen in der 2. Liga und in der 2. Liga inter bestritten.

Einmal Herzogenbuchsee – Langenthal retour

Aufgewachsen ist Ressil in Walliswil bei Niederbipp. Seine Karriere lancierte er mit sechs Jahren beim FC Herzogenbuchsee. Bei dem blieb er bis zum C-Juniorenalter und wechselte dann zum FC Langenthal. «Die Siege im Berner Cup mit den B- und dann auch mit den A-Junioren waren die grossen Highlights», erinnert er sich gerne an seine Nachwuchszeit. Auf die Saison 2008/09 kehrte er zu seinem Stammklub FC Herzogenbuchsee zurück.

Er trainierte mit der ersten Mannschaft, spielte vorwiegend im «Zwöi» in der 3. Liga. Als das Fanionteam 2010 in die 2. Liga abstieg, wurde er zum Stammspieler. 2011 gewann er den Berner Cup, im Jahr darauf den Meistertitel. «Mit zehn Punkten Vorsprung – das hat Spass gemacht», sagt er. Herzogenbuchsee konnte sich aber nicht in der 2. Liga inter behaupten und Ressil schaute sich nach dem Abstieg 2013 nach einem neuen Verein um. «Ich brauchte einen Wechsel, weil ich mich dort nicht mehr wohlfühlte. Ich passte nicht mehr in dieses Team und zum Klub», begründet er.

Ressil schloss sich der zweiten Mannschaft des FC Langenthal an, wurde aber rasch befördert – durch einen glücklichen Zufall. «Ein Mitspieler bat mich, ihn im Testspiel der ersten Mannschaft gegen den SC Zofingen zu vertreten, weil er keine Zeit hatte», erzählt Ressil. «Ich spielte einen Riesenmatch und war ab da fix im Kader.» Trainer des 2.-Liga-inter-Teams war Roland Hasler. «Von ihm habe ich gelernt, richtig Fussball zu spielen», zeigt er sich dankbar. Hasler war auch der Grund, weshalb er nach drei Jahren bei Langenthal zum FC Grenchen wechselte.

Ein Aufstieg ist geschafft, vom zweiten träumt er

«Das Ziel war ein Neuaufbau, nachdem Grenchen damals gerade aus der 2. Liga inter abgestiegen war», blickt er zurück: «Anfangs hatten wir noch nicht ganz so viel Qualität.» Erst in der dritten Saison und nach zwei Trainerwechseln stellte sich der Erfolg ein. 2019 holte Grenchen den Solothurner-Meister-Titel. «Da habe ich ein paar Tränen vergossen auf dem Spielfeld», so Ressil. «Dieser Aufstieg bedeutete mir viel mehr als der mit Herzogenbuchsee, weil ich ein wichtiger Teil der Mannschaft war und deutlich mehr zum Erfolg beigetragen habe.»

Die vergangenen zwei Halbsaisons waren geprägt von der Coronapandemie. Nicht der einzige Grund, weshalb Ressil seine bislang schwerste Zeit durchmachte. Er zog sich im September 2020 im Spiel gegen den FC Muri einen Mittelfussbruch zu. «Ich dachte zuerst an eine Prellung und ignorierte die Schmerzen lange», sagt er. «Ich spüre es auch heute noch.» Zufrieden ist er dafür mit den Leistungen des Teams in den letzten zwei Jahren: «Wir haben bewiesen, dass wir in diese Liga gehören.»

Die Physis und die Disziplin sieht er als grösste Stärken des Grenchner Kollektivs. «Jeder gibt immer alles – sonst bekommen wir etwas zu hören vom Trainer», sagt er. Nach dem 0:3 am Samstag in Rotkreuz beendet der FCG die dritte Vorrunde nach dem Aufstieg auf Platz neun. Das Team müsse konstanter auftreten, weiss Ressil: «Ich bin zufrieden mit unserer Spielweise, die Resultate sind aber doch etwas unter den Erwartungen. Wir haben die Top 5 angepeilt.» Sein langfristiges Ziel mit dem FC Grenchen ist ein zweiter Aufstieg: «Ich träume davon, irgendwann mit dieser Mannschaft in die 1. Liga aufzusteigen. Dafür gebe ich alles.»