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1943 zählte Schaffhausen mit zu den Gründerkantonen der Olma. In diesem Jahr ist Schaffhausen an der Messe zu Gast – und zeichnet von sich ein facettenreiches Bild.
Am Beginn der Olma-Halle 9.1.2, in der sich der Gastkanton Schaffhausen unter der Devise «Bock auf Schaffhausen» in Szene setzt, lockt eine begehbare runde Box. Steht man in ihrer Mitte, tost der Rheinfall um einen herum. Man sieht die Jahreszeiten kommen und gehen, steigt hoch in die Luft, schwebt über dem Schloss Laufen, und kommt wieder herunter. Entstanden ist das eindrückliche Gesamtkunstwerk in der Rhyality Immersive Art Hall, die in der Halle 1 der Schweizerischen Industriegesellschaft (SIG) ein ursprüngliches Industrieareal direkt an der Rheinfallkante nutzt und damit auf jenen Geist verweist, der Schaffhausen im 19.Jahrhundert zu einem industriellen Pionierkanton gemacht hat.
Schauplatz war und ist in dieser Entwicklung immer wieder der Rhein, und immer wieder auch der Rheinfall. Denn dieser zwang zum Umladen von Waren und machte Schaffhausen zu einem wichtigen Stapelplatz, liess die Stadt schon im Mittelalter wachsen und gedeihen, und, bedrängt von den Habsburgern, 1501 den Anschluss an die Eidgenossenschaft suchen.
Seither gehört Schaffhausen zur Schweiz, obwohl der Kanton weit ins deutsche Territorium reicht. 1943 zählte Schaffhausen auch zu den Gründerkantonen der Ostschweizerischen Land- und Milchwirtschaftlichen Ausstellung, wie die Olma damals hiess, und hat sich damals «stark dafür eingesetzt, dass diese Messe weitergeführt werden konnte», wie gestern am Tag des Gastkantons in der Arena der St.Galler Regierungspräsident Marc Mächler anerkennend feststellte.
Schon zum fünften Mal ist der kleine Kanton, dessen Fläche rund sieben Mal und dessen Bevölkerung rund sechs Mal in jener St.Gallens Platz fände, Gastkanton an der Olma. Und stellt das in den Mittelpunkt, was der Schaffhauser Regierungspräsident Walter Vogelsanger als das «kreative und innovative» Schaffhausen beschreibt. Womit er keineswegs nur das städtische oder industrielle Milieu meint, das man mit Namen wie Georg Fischer oder IWC verbindet, sondern ebenso sehr die Landwirtschaft.
Kennen lernen kann man das in der Sonderschau ganz gut bei «Swiss Future Farm» kennen lernen, wo Melkroboter die Kühe dann melken, wenn diese es wollen, und die Feldarbeit via Tablet organisiert wird. Auch Aussaat, Bewässerung und Düngung können auf die jeweilige Situation abgestimmt werden. Die digitale Landwirtschaft ist schwer im Kommen, in Schaffhausen und natürlich auch anderswo. Und eine junge Generation wächst in dieser Welt auf: «Wir begeistern heute die Fachkräfte von morgen», propagiert ein von Schaffhauser Industriebetrieben ins Leben gerufenes Labor für Jugendliche, das seinen Sitz sinnigerweise auch in Neuhausen am Rheinfall hat.
Doch ist Schaffhausen schon noch mehr als nur Hightech und Digitalisierung. Schaffhausen, das ist auch Natur, das ist auch Geschichte. Eindrucksvoll schöne Geschichte, wenn man an Städte wie Stein am Rhein oder Schaffhausen denkt, in die die Tourismusorganisation an ihrem Stand einlädt. Und eindrucksvoll schöne Landschaften. Wie dem Randen mit seinen ausgedehnten Wäldern. Oder wie dem ländlich abgeschiedenen Klettgau, mit 389 Hektaren Rebfläche Schauffhausens bedeutendstes Rebbaugebiet.
Der Weinbau, das ist ein alter Trumpf dieser Gegend, in der die Menschen früh gelernt haben, dass eine intakte Natur ebenso sehr zählt wie eine gut gehende Industrie. Mit Wein und anderen kulinarischen Köstlichkeiten klingt die Sonderschau des Gastkantons an der Olma denn auch aus.
Draussen, am offiziellen Festakt in der Arena, hat derweil die «Schluuchmusig» zum Dixieland aufgespielt, ein Klub älterer Herren auf einem Feuerwehrauto aus dem Jahr 1940. Zum Ende des offiziellen Festakts treten Kinder und Jugendliche der «Zirkusschule et voilà» ins Halbrund der Arena, vollführen Purzelbäume, balancieren auf Bällen, machen den Handstand und zum Schluss eine Pyramide. Sie sind mit den Worten vorgestellt worden, diese Schule stelle einen Ausgleich dar zu all der Kopfarbeit, welche die Digitalisierung einer kommenden Generation abverlange. Denn wie Hightech und Natur einander keineswegs ausschliessen, sondern gegenseitig befruchten, so finden sich in uns nicht nur jene technische Intelligenz, mit der wir die Zukunft meistern wollen, sondern auch das Bedürfnis nach Bewegung und sinnlichem Erleben. Wozu auch gehört, was Olma-Direktorin Christine Bolt am Beginn des Festakts als den grossen Pluspunkt dieser Olma hervorgehoben hat: «Dass wir uns hier endlich wieder begegnen können.»