Gemeindeversammlung
Die Alte bleibt alt: Münchwiler wollen nichts wissen von einer Sanierung der maroden Oberhofen-Halle

An der Münchwiler Gemeindeversammlung vom Mittwochabend bleibt die Renovation der denkmalgeschützten Mehrzweckhalle chancenlos. Ein Bühnenanbau an die Sporthalle scheitert gar einstimmig.

Olaf Kühne
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Einzig bei der Abstimmung über die Sanierung der Oberhofen-Halle kamen an der Münchwiler Gemeindeversammlung Stimmenzähler zum Einsatz.

Einzig bei der Abstimmung über die Sanierung der Oberhofen-Halle kamen an der Münchwiler Gemeindeversammlung Stimmenzähler zum Einsatz.

Bild: Olaf Kühne

Zurück auf Feld eins? Oder zurück auf Feld null? In der Wahl der passenden Metapher waren sich die Votantinnen und Votanten an der Münchwiler Gemeindeversammlung nicht einig, in der Umschreibung der aktuellen Situation hingegen schon: Die Geschichte der Münchwiler Mehrzweckhalle bleibt vertrackt. Vertrackt, wie sie es seit Jahren ist – und wohl noch Jahre bleiben wird. Wobei kaum jemand am Mittwochabend ernsthaft mit einem Happy End gerechnet haben dürfte.

Gemeinderat und Schulbehörde traten mit je einer diesbezüglichen Vorlage an und erfüllten damit ihren Fahrplan, den sie im Vorfeld des Urnengangs vom 26. September kommuniziert hatten (siehe Box).

Gescheiterte Initiative der Vereine

Am 26. September scheiterte in Münchwilen an der Urne der Planungskredit für eine neue Mehrzweckhalle. Die Vorlage ging auf einen Antrag der örtlichen Vereine zurück, die sich eine zeitgemässe Infrastruktur als Ersatz der denkmalgeschützten Oberhofen-Halle wünschen. Weil sich andererseits eine Petition mit 246 Unterschriften für den Erhalt des 81-jährigen Baus starkmachte, zeigten Gemeinderat und Schulbehörde in der Abstimmungsbotschaft auch gleich ihren Plan B auf: Sollte der Neubau an der Urne abgelehnt werden, kann die Gemeindeversammlung aber einen Bühnenanbau an die Waldegg-Halle sowie über die Sanierung der Oberhofen-Halle abstimmen. Dieses sogenannte Comboprojekt sollte sowohl Vereinen als auch Petitionären gerecht werden. (kuo) 

Den Auftakt machte der Gemeinderat. Die Planungskosten für einen Bühnenanbau an die Dreifachsporthalle legte die Behörde zwar nicht als eigenständiges Geschäft vor, sie hatte die 187'000 Franken aber transparent in der Investitionsrechnung ausgewiesen. Bereits im Vorfeld der Gemeindeversammlung wurde bekannt, dass mehrere Ortsparteien die Streichung dieses Budgetpostens fordern werden. Und so stellte denn Mitte-Präsident Karl Kappeler auch namens FDP und SVP den entsprechenden Antrag. Die drei Parteien hätten den Beschluss hierfür eigenständig an ihren jeweiligen Mitgliederversammlungen gefasst, berichtete Kappeler und sagte:

Karl Kappeler Präsident Die Mitte Münchwilen

Karl Kappeler
Präsident Die Mitte Münchwilen

Bild: PD
«Alle Vereine haben sich stets für eine klare örtliche Trennung von kulturellen und sportlichen Anlässen ausgesprochen.»

Zudem sei die als reine Sporthalle geplante Waldegg-Halle viel zu gross und auch sonst ungeeignet für kulturelle und gesellschaftliche Anlässe.

Seitens Vereine äusserte sich einzig FC-Münchwilen-Präsident Manuel Niedermann. Auch er lehnte den Bühnenanbau ab und meinte: «In der Waldegg-Halle sind jetzt schon die Kapazitäten knapp.»

Weil auch dem Gemeinderat anzumerken war, dass er die Planungskosten nur budgetiert hatte, weil man es halt mal so festgelegt hatte, kam es, wie es kommen musste. Einzig die Deutlichkeit der Abstimmung überraschte alle: Einstimmig kippte die Münchwiler Gemeindeversammlung den Budgetposten, ein Bühnenanbau an die Waldegg-Halle ist damit endgültig vom Tisch.

Die Dreifachhalle Waldegg bleibt eine reine Sporthalle, ihre Nordseite erhält definitiv keinen Bühnenanbau.

Die Dreifachhalle Waldegg bleibt eine reine Sporthalle, ihre Nordseite erhält definitiv keinen Bühnenanbau.

Bild: Olaf Kühne

Nur stand nach dieser Abstimmung auch fest: Der einzige grössere Saal mit Bühne für beispielsweise Abendunterhaltungen bleibt im Hinterthurgauer Bezirkshauptort die marode, aber denkmalgeschützte Oberhofen-Halle. Ein Bau, über den sich die Vereine längst einig sind, dass er für ihre Bedürfnisse nicht mehr zeitgemäss ist.

Lukas Weinhappl Schulpräsident

Lukas Weinhappl
Schulpräsident

Bild: PD

So durfte man Opposition erwarten, als die Schulbehörde nach dem Gemeinderat ihren Planungskredit für die Sanierung der Turnhalle Oberhofen vorlegte. An den 204'000 Franken störte sich niemand, sehr wohl aber am Umstand, dass die Schulgemeinde die seitens Vereine vermeintlich sowieso ungeliebte Oberhofen-Bühne künftig für den Mittagstisch umnutzen wollte. Schulpräsident Lukas Weinhappl stellte klar:

«Wir haben jetzt ein Projekt, dass den Bedürfnissen der Schule dient.»

Seine Behörde und er seien nicht dazu angestellt, die Nadel im Heuhaufen zu suchen, sondern Lösungen zu finden. «Wir haben nicht mehr ewig Zeit», begründete Weinhappl die Dringlichkeit der Sanierung der maroden Halle.

«Die Schule lässt sich nicht in Geiselhaft nehmen», gab sich der Schulpräsident weiter kämpferisch. «Notfalls könnten wir unseren Turnunterricht auch nur in der Waldegg-Halle stemmen.»

Indes stand die Schulbehörde auf verlorenem Posten. Gegen den Planungskredit sprachen sich sowohl die im September an der Urne unterlegenen Befürworter eines Neubaus aus als auch die Petitionäre, die sich mit ihrer Unterschriftensammlung erfolgreich für den Erhalt der alten Halle eingesetzt hatten. Für letztere sprach Architekt Ueli Bohnenblust. «Die Realisierung eines Neubaus mit Bühne dauert Jahre», sagte er. «Bis dahin würden wir ohne Bühne dastehen.»

Priska Peter Präsidentin SVP Münchwilen

Priska Peter
Präsidentin SVP Münchwilen

Bild: PD

SVP-Präsidentin Priska Peter doppelte auch namens Mitte und FDP nach: «Die Bühne muss bleiben! Wir fordern ein Gesamtkonzept, das Turnhalle, Meilerscheune und die weiteren Gebäude berücksichtigt.» Dafür sei ein runder Tisch erforderlich. Dieser Meinung ist auch der Sprecher der Interessengemeinschaft der Vereine, Hanspeter Wehrle. Alle Seiten müssten wieder aufeinander zugehen und miteinander reden, meinte er. «Wir müssen uns Zeit geben, eine neue Lösung zu finden.»

Vor der Abstimmung versprach Lukas Weinhappl zwar: «Der Planungskredit erlaubt uns, auch Varianten mit einem Erhalt der Bühne zu prüfen. Aber wir würden es gerne jetzt anpacken.» Vergebens. Die Sanierungsgegner vermochten schliesslich, eine klare Mehrheit zu überzeugen: Just 100 der 155 anwesenden Stimmbürger schickten die Sanierung bachab. Nach diesem klaren Verdikt, dem sich auch Marianne Meienberger angeschlossen hatte, wollte die Petitionärin für den Erhalt der Oberhofen-Halle noch wissen, wie es denn nun weitergehe. Lukas Weinhappls Antwort liess kaum Sarkasmus vermissen:

«Das werden mir die entsprechenden Leute sicher in absehbarer Zeit kommunizieren.»
Die denkmalgeschützte Turnhalle Oberhofen kann vorerst nicht saniert werden.

Die denkmalgeschützte Turnhalle Oberhofen kann vorerst nicht saniert werden.

Bild: Donato Caspari

Wer in der diesjährigen Münchwiler Budgetversammlung nun aber einen Abend der Fundamentalopposition vermutet, liegt falsch. Vielmehr gab sich der Souverän bei allen anderen Traktanden handzahm und genehmigte diese unisono grossmehrheitlich bis einstimmig.

Diese äusserst klare Zustimmung erfuhren in der Schulgemeinde der Umbau des Natur-und-Technik-Zimmers in der Waldegg für 385'000 Franken, die Integration der Spielgruppe Rägäbogä in die Schule für jährlich 65'000 Franken und eine vorschulische Sprachförderung für jährlich 69'000 Franken. Der Gemeinderat wiederum erhielt das revidierte Feuerschutzreglement sowie die Sanierung und Umgestaltung der Werkstrasse Süd für 600'000 Franken genehmigt.

Auch die namensgebenden Traktanden der Budgetversammlung gingen schliesslich problemlos durch: Die Politische Gemeinde veranschlagt für das kommende Jahr Ausgaben von 13,6 Millionen Franken bei einem Verlust von rund 400'000 Franken, die Schulgemeinde rechnet mit einem Aufwand von 13,9 Millionen Franken und einem Defizit von ebenfalls gut 400'000 Franken.