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Der frühere Suva-Direktor Ulrich Fricker folgt 2018 auf Beat Villiger als Spitalratspräsident. Er setzt auf eine verstärkte Zusammenarbeit der Spitäler. Und der 64-Jährige sagt, was er von Guido Grafs Liste «ambulant von stationär» hält.
Ulrich Fricker, warum werden Sie Spitalratspräsident?
Die Spitalregion Luzern und Nidwalden, kurz Lunis, gehört zu den führenden in der Schweiz. Und ich will Lunis mit der bewährten Strategie weiterentwickeln. Dabei vertraue ich weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit. Dazu kommt, dass ich das Spital-Management sowie die Spital- und Regierungsräte gut kenne.
Inwiefern hilft Ihnen dabei Ihre 15-jährige Erfahrung als Direktor der Suva?
Ich habe bei der Suva gelernt, wie man eine grosse Organisation führt, die sich wie die Spitäler in einem sensiblen politischen Umfeld bewegt. Diese Erfahrung kann ich einbringen.
Sie sind 64. Wie lange wollen Sie Spitalratspräsident sein?
Ich bin für zwei Jahre gewählt, strebe aber schon an, länger zu bleiben.
Und wohin wollen Sie die Kantonsspitäler Luzern und Nidwalden führen?
Ich werde Wert auf ein patienten-orientiertes Leistungsangebot legen, genauso darauf, dass die Spitäler wirtschaftlich erfolgreich bleiben. Und bei der weiteren Vernetzung der Spitäler dürfen Kantonsgrenzen keine Hindernisse darstellen.
Sie können sich also auch eine Kooperation mit anderen Zentralschweizer Spitälern vorstellen?
Sicher, zumal es diese schon gibt. So haben wir etwa auch Zusammenarbeitsverträge mit Obwalden, Uri und Schwyz. Und in Zug eröffnen wir Ende 2018 einen Aussenstandort für Radio-Onkologie. Für weitere Kooperationen bin ich sehr offen.
Zentrumsspitälern bläst aber Gegenwind entgegen. Kürzlich haben sich Regionalspitäler zu einem neuen Verbund zusammengeschlossen.
Der Zusammenschluss richtet sich nicht gegen das Luzerner Kantonsspital, sondern gegen das nationale Vorgehen in der hoch spezialisierten Medizin. Dass das Kantonsspital Nidwalden als Teil von Lunis nicht dabei ist, zeigt, dass die regionale Zusammenarbeit bei uns funktioniert.
Wie sieht die Spitallandschaft in der Zentralschweiz in 20 Jahren denn aus?
Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Die Zukunft hängt von der Bevölkerungsentwicklung, dem technischen Fortschritt und den politischen Rahmenbedingungen ab. Eine gute Nähe zu den Patienten wird es aber immer brauchen, vielleicht auch mit mehr ambulanten Angeboten.
Mehr ambulante als stationäre Eingriffe fordert auch Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf. Was halten Sie von seinem Vorschlag?
Dieses Thema sind wir schon vor Jahren sukzessive angegangen. Die Schweiz hat hier gegenüber anderen Ländern aber noch Rückstand. Die Stossrichtung von Guido Graf ist daher die richtige. Das grosse Problem der Spitäler ist aber, dass die Finanzierung nicht adäquat geregelt ist beziehungsweise dass verschiedene Bereiche unterfinanziert sind.
Die Finanzen werden Sie auch wegen der Gewinnablieferung des Spitals an den Kanton beschäftigen. 2016 waren es 17,7 Millionen von 26,5 Millionen Gewinn. Wo liegt die Schmerzgrenze?
Es ist unbestritten, dass der Kanton als Eigner einen angemessenen Anspruch besitzt. Dabei muss er die langfristig gesunde Entwicklung und den Investitions- und Finanzbedarf des Unternehmens berücksichtigen. So hat der Kanton dem Spital die Immobilien übertragen mit der Auflage, sie zu erhalten und auszubauen.
Investiert wird etwa in das Spital Wolhusen – 110 Millionen. Es gibt Experten und Politiker, welche diesen Neubau in Frage stellen.
Die Entscheide sind längst gefallen. Nun geht es darum, klug zu bauen, um dieses Spital möglichst wirtschaftlich zu betreiben.
Investitionen stehen auch in Sursee an. Wann fällt der Standortentscheid?
Wenn der Spitalrat entschieden hat, werden wir das Ergebnis mit der Regierung besprechen und dann kommunizieren.
Interview: Lukas Nussbaumer
lukas.nussbaumer
Hinweis: Der promovierte Ökonom Ulrich Fricker (64) wohnt in Wilen bei Sarnen. Er war bis Ende 2015 Direktor der Suva. Heute sitzt er in mehreren Verwaltungsräten. Spitalrat ist er seit Anfang Jahr.