Zum Leserbrief «Die Zeit der verbotenen Bücher ist vorbei», Ausgabe vom 5. Januar
Im Leserbrief werden unterschiedliche, sehr komplexe Themen angesprochen: der Jugoslawienkrieg, der Ukrainekrieg, der Palästinakonflikt. Was sie einzig verbindet, ist die Tatsache, dass bei allen eine Partei der Überzeugung ist oder war, sie könne über andere gewaltsam herrschen.
Dem ungerechten Palästinakonflikt wird tatsächlich zu wenig Beachtung geschenkt. Seit Jahren beschäftige ich mich mit ihm aus persönlichem Interesse und bei meiner Unterrichtstätigkeit. Bis vor kurzem hat sich kaum jemand um die Tragödie der Palästinenserinnen und Palästinenser gekümmert. Erst im Rahmen des Ukrainekrieges wird der Palästinakonflikt wieder vermehrt erwähnt. Der Ukrainekrieg wird ihm gegenübergestellt, was niemandem hilft.
Erstaunt haben mich die Aussagen über die «Einladungen Putins, um die für Russland unhaltbare Situation zu entschärfen und die Parteien zu befrieden». Um welche Einladungen handelt es sich? Um welche unhaltbare Situation? Wer verhöhnte Putin? Wurde Russland angegriffen und bedroht? Die Antwort ist eindeutig: Nein!
Auch mit der Vorgeschichte des Ukrainekrieges beschäftige ich mich, auch in Gesprächen mit direkt betroffenen Menschen. Vor allem aber hat kein Land das Recht, ein anderes gewaltsam und völkerrechtswidrig anzugreifen. Das muss jedem die Sprache verschlagen!
Wiederum einverstanden bin ich mit der Aussage, dass die Menschen «… durch die freie Auseinandersetzung ohne Denkverbote unter Einbezug aller Quellen und im freien, respektvollen und gleichwertigen Dialog sich annähern an soziale Gerechtigkeit und Frieden».
Überrascht hat mich hingegen der Widerspruch, dass wir einerseits keine «Denkverbote» haben sollen und dass andererseits Menschen, als «intolerant», «arrogant» und «selbstüberschätzt» bezeichnet werden, die eine andere Meinung als die der Leserbriefschreiberin haben.
Die «Zeit der verbotenen Bücher» und der «Denkverbote» ist doch vorbei … .
Nadja Leyrer, Adligenswil