Wochenkommentar «Waffen für die Ukraine: Zögern hat fatale Folgen», Ausgabe vom 4. Februar.
«Cognitive Warfare», so nennt sich ein Programm der Nato, «fortschrittlichste Form der Manipulation». Offensichtlich notwendig, da immer mehr Menschen ihre Regierungen und auch die Nato kritisch hinterfragen, was für diese eine gefährliche Entwicklung ist, denn mit dem schwindenden Vertrauen verringert sich auch deren Macht. So möchten die Nato-Strategen (auch gewisse Politiker und Medienschaffende) die «menschliche Sphäre» zum Schlachtfeld machen und Gedanken und Gefühle lenken. Das bedeutet, dass der Verstand jedes einzelnen Menschen im Visier der neuen Kriegsführung stehen soll. Die Schilderung von Gräueltaten – wahr oder unwahr – ist ein bewährtes Rezept zur Stärkung eines Feindbildes. Zu diesem Thema gibt es ein höchst interessantes Interview mit Jonas Tögel, der an der Uni Regensburg wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Pädagogische Psychologie ist.
Natürlich machen es die Russen und Chinesen ebenso. Doch ist es wichtig, dass sich alle Menschen bewusst sind, welchen manipulativen Kräften sie ausgesetzt sind, und sich immer wieder unabhängig und eigenständig informieren.
Ich sage Nein zu diesem Krieg und Nein zu Waffenlieferungen. Und dies nicht nur aus «freilich guten Absichten», sondern aus Überzeugung. Aussagen des Autors wie «der einzige Weg, Putin zu stoppen, ist auf dem Schlachtfeld» und «Putin träumt den imperialistischen Traum des Wiederauflebens alter Stärke» sind gleichermassen falsch wie fatal. Macht eure Arbeit, Journalisten, klärt auf – und das mit Fakten, nicht mit Mutmassungen. Die einseitige Berichterstattung in den Medien ist erschreckend. Berichtet wird vorwiegend über Selenski, der heldenhaft unsere westlichen Werte verteidigen und mit stählernem Besen die Korruption aus seinem Lande fegen würde. Und über seine immer weiter gehenden Forderungen an den Westen. Putin hingegen sei Schlächter, Kriegstreiber und, und und.
Ich hoffe für das ukrainische Volk und auch für das russische, dass dieser Krieg bald beendet wird. Hunderte Tote jeden Tag sind ein viel zu hoher Tribut.
Helene Kretz, Walchwil