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Meinung
Leserbriefe ZZ
Ihr Kommentartitel «Der Nationalrat versagt kläglich» vom 13. April überrascht mich sehr. Warum sollte das Volk respektive deren Vertreter dieser Geiselhaft zustimmen, wie es diese Zeitung noch vor kurzem genannt hat? «Chance auf Regulierung verpasst»? Wie können Sie diese Mogelpackung Chance nennen? «FDP, GLP stimmen neuen Bankenregulierungen (...)zu, im Gegenzug soll die SP die Notkredite genehmigen.» Was soll diese Erpressung? Warum sind diese neuen Bankenregulierungen nur möglich, wenn man einem Notkredit zustimmt, der ja so oder so kommt? Ich vermute mal, die Liberalen und die Mitte haben danach die Nacht durchgefeiert, weil diese Regulierung nun nicht kommt. Sehr clever, die neue Regulierung mit den Notkrediten zu koppeln und SVP, SP und den Grünen ist es nie in den Sinn gekommen, die Regulierung so oder so zu fordern? Der Filz hat gekriegt, was er wollte, der Dumme ist wie immer das Volk. Machen wir uns bereit, die UBS zu retten. Die Kosten werden die 109 Milliarden der Garantien bei weitem übersteigen, haftet der Staat ja auch mit dem Einlegerschutz.
Pius Merz, Unterägeri
Die CS wurde von der UBS in letzter Minute gerettet, nachdem täglich 10 Milliarden an Kundengeldern abgeflossen waren. Nachdem ein australischer Broker den Untergang einer grossen Bank vorausgesagt hatte, fiel das Vertrauen in die CS in das Bodenlose. Obwohl die Schweizer Banken mit genügend Eigenkapital ausgestattet waren, konnte die Nummer 2 des hiesigen Bankenplatzes sich nicht retten. Ich wünsche mir, dass die Banken keine so bedeutende Rolle spielen sollten, ich hoffe, dass in Zukunft die Blockchain-Technologie die Aufgaben der Banken ersetzen kann. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, und die ganze Bankenwelt bricht auseinander. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich die Kurse an den Börsen erholen. Die Bankenprodukte sind sehr komplex, selbst schlechte Risiken, zum Beispiel Hypotheken von nicht solventen Schulden, können verbrieft werden und an Investoren verkauft werden. Die Migros-Pensionskasse hatte 100 Millionen in Anleihen der CS investiert, die nun wertlos sind. Stellen Sie sich vor, die grösste Volkswirtschaft der Welt, die USA, hat 31 Billionen Dollar Schulden. Die Gläubiger sind unter anderen die Pensionskassen. Die ganze Weltwirtschaft hängt nur noch an einem dünnen Faden, ein relativ kleines Ereignis kann eine Kettenreaktion auslösen und alles zum Erliegen bringen. Die Einzigen die sich vor dem Kollaps retten können, sind die Besitzer von Wohneigentum. Deshalb: Finger weg von Aktien und verbrieften Schulden, halten Sie Bargeld und investieren Sie wenn nur in Immobilien.
Beat Stocker, alt Kantonsrat SVP, Cham
Nachdem die Schweiz den Schock über die «Absorption» der CS durch die UBS verdaut und das Parlament seine nach-österliche Chropflääretä vollzogen hat, bleibt die Frage: Und nun? Es muss emotionslos konstatiert werden, dass die CS durch einen klassischen «Bank Run», bei dem zu viele Leute auf einmal ihr Geld abheben wollen, in die Knie gezwungen worden ist. Als früherer Mitarbeiter der CS und nun in der Finanzbranche tätiger Berater tut es auch mir weh, zu sehen, wie jahrelanges Missmanagement und eine katastrophale Kommunikation eine sehr gute, aber sehr schlecht geführte Bank ins Verderben führen. Die nun auf dem Tisch liegende Lösung ist eine unerfreuliche Situation, aber sicherlich mit die am wenigsten schlechte. Bei einem Bank Run hilft leider auch eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent nur wenig. Die CS hielt bis am Schluss die regulatorischen Vorschriften ein, aber sie hatte ein Liquiditätsproblem. Was ist zu tun? 1. Die Finma muss stärker werden. Das heisst, beim Regulator müssen Leute arbeiten, die nicht nervös werden, wenn sie dem Verwaltungsratspräsidenten einer grossen Bank kritische Fragen stellen. Ich sehe eine Lösung darin, dass – wie dies in den USA erfolgreich praktiziert wird – gestandene Banker bei der Finma arbeiten und für den letzten Teil ihrer Karriere zum Staat wechseln. Mit den Banken muss eine Diskussion auf Augenhöhe möglich sein. 2. Die Verwaltungsräte müssen gestärkt werden, und zwar fachlich. Sie müssen das Bankgeschäft verstehen, um nicht von gewieften Managern an der Nase herumgeführt zu werden. 3. Unabhängige Verwaltungsräte. Bei systemkritischen Instituten könnte ich mir auch vorstellen, dass vom Regulator oder von den Kleinaktionären Leute in den Verwaltungsrat (VR) vorgeschlagen werden, und nicht vom VR selbst. Auf diese Weise könnten fatale Ketten von Gefälligkeitsberufungen verhindert werden, die meines Erachtens bei der CS einen wesentlichen Teil des Problems verursacht haben. Es braucht «Outsiders», die kritische Fragen stellen. 4. Internationale Koordination. Das «Too big to fail»-Problem (TBTF) schliesslich muss international koordiniert und gelöst werden. Einzelne Puzzle-Teile, also auch Banken, müssen untergehen können, ohne dass der Rest der Welt in Sippenhaft genommen wird. Die CS war auch für die internationalen Finanzmärkte zu gross. Das war der Denkfehler bei der Schweizer TBTF-Gesetzgebung. Gleichzeitig muss mehr Transparenz ins internationale Schatten-Finanzsystem (Hedge Funds, Broker, Pensionskassen) gebracht werden, um den Effekt von Krisen besser beurteilen zu können. Die UBS zu zerschlagen ist keine Lösung. Das würde dem Schweizer Finanzplatz sehr schaden. Die Schweiz braucht den Finanzplatz, weil er eine wichtige Infrastruktur für unsere international stark vernetzte Wirtschaft zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt aber liefern Banken eine hohe Wertschöpfung. Sie bezahlen Löhne und direkt und indirekt (über Löhne) sehr viel Steuern. Ich hoffe sehr, dass nun politisch mit kühlem Kopf agiert wird, und nicht, weil Wahlen anstehen, symbolträchtige regulatorische Schnellschüsse fabriziert werden, die sich mittel- bis langfristig als Schuss ins eigene Knie erweisen. Alles in allem brauchen wir also nicht mehr, sondern bessere, cleverere und mutigere Regulierung.
Arno Grüter, Nationalratskandidat FDP, Cham