Leserbrief
Es wurde nicht verstanden, wie Politik läuft

«Wut und Vorwürfe an die bürgerlichen Frauen», Ausgabe vom 27. September

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Zornig, wütend, enttäuscht, gefrustet: Das sind die Reaktionen von linken, emanzipierten und feministischen Frauen in unserem Staat über die, nach ihrer Meinung, per Zufallsmehr entschiedene Abstimmung über die AHV-Reform. Tatsache ist, dass eine Mehrheit, wenn auch knapp, diese Reform angenommen hat. Das ist gelebte Demokratie, eine Staatsform, die es je länger, desto mehr zu schützen gilt. Ein solches Ergebnis in der knappen Differenz ist in einer Demokratie nicht neu und hat Männer und Frauen das eine oder andere Mal negativ und positiv beschäftigt.

Da wird über das eigene Geschlecht in einer negativen Tonart geurteilt, als wären diese Mitmenschen nur Ware. Und wenn mir dann noch in der Talkshow beim Sender Tele Züri die Aussagen und das meiner Meinung nach unrühmliche Verhalten von Kantonsrätin Virginia Köpfli, Hünenberg, vor Augen geführt wurde, dann, ja dann, verstehe ich, wenn alle Bemühungen, mehr Frauen in die Politik zu bringen, teilweise scheitern und es nicht einfacher wird.

Solche Reaktionen, die zwar legitim und eben auch demokratisch sind, zeigen auf, dass bei der jungen Generation noch nicht verstanden worden ist, wie Politik läuft. Ebenso wenig hilfreich sind solche Verhaltensweisen für das Weiterführen des Prozesses für eine Gleichberechtigung, die es verdient, so genannt zu werden.

Im Lebenslauf auf ihrem Internetauftritt verurteilt Frau Köpfli die Handlungsunfähigkeit der etablierten Politik, zu der ich mich ebenfalls zähle. Sie spricht von Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Ihre erwähnte Äusserung der Handlungsunfähigkeit ist für uns ehemaligen Mandatsträger mehr als diskriminierend nur mit dem Unterschied, dass wir solche falschen Feststellungen demokratisch und mit einer Brise Humor entgegennehmen.

Franz P. Iten, alt Kantonsrat, Die Mitte, Unterägeri