Mehr Arbeit, komplexere Fälle und Zukunftsaussichten, die eine Steigerung erwarten lassen: Schafisheim musste über die Bücher. Und will nun dem Verband beitreten, aus dem die Gemeinde Ende 2017 ausgetreten war.
Unsicherheit in Bezug auf die Flüchtlingslage. Die Teuerung, die Menschen, die finanziell auf der Kippe stehen, schwer zu schaffen machen wird. Eine absehbare Überalterung der Gesellschaft. Das sind für eine Gemeinde drei gute Gründe, sich mit den Sozialen Diensten zu beschäftigen. Das fand man auch in Schafisheim. An einer Pressekonferenz vom Freitagmorgen wurden die Ergebnisse aus dem halbjährigen Prozess präsentiert.
Die Vorgeschichte: Seit 2018 wird die Abteilung Soziale Dienste von der Gemeinde selbst geführt. Aus dem Verband Soziale Dienstleistungen Region Lenzburg (SDRL) war Schafisheim ausgetreten. Als Hauptargument wurden damals die Qualität und die Kosten genannt.
Es sei eine gewisse Unzufriedenheit da gewesen, sagt die heutige Frau Gemeindeammann Nadine Widmer. Es sei für die neue «Gemeinderatscrew» aber schwierig, einen Entscheid zu begründen, den Vorgängerinnen und Vorgänger getroffen hatten. Urs Gall, Vorstandsmitglied des SDRL ergänzt, dass damals vieles erst im Aufbau war. Heute sei der Verband mit 40 Mitarbeitenden und 17 Gemeinden gut aufgestellt. Schlagzeilen machte der SDRL kürzlich, als der Geschäftsführer per sofort freigestellt wurde.
Nun denn, Schafisheim übernahm die Sozialen Dienste ab 2018 also selbst. «Seither sind die gesetzlichen Anforderungen gestiegen und die Professionalisierung schreitet voran», sagt Ressortvorsteherin Fabienne Naumann. «Und wir erwarten mit kommenden Ereignissen wie Flüchtlingswellen, der Teuerung und der Überalterung der Gesellschaft, dass die Fälle zunehmen werden.
Ausserdem ist der Arbeitsmarkt im Sozialen Bereich ausgetrocknet.» Dieses Jahr wurde klar, dass man über die Bücher muss. Verschiedene Varianten wurden gewälzt. Etwa, den Status quo beizubehalten und zu optimieren oder mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten.
Die naheliegendste Variante und die, die sich als am besten geeignet herausgestellt habe, war der Wiedereintritt in den Verband. «Wir haben viele Gespräche mit Gemeinden und Fachleuten geführt, erfahren, was gut läuft und was weniger», sagt Naumann. Dem SDRL wieder beizutreten, schien am Ende die vernünftigste und passendste Lösung. «Wir wollen jenen, die Schutz brauchen, auch wirklich Schutz bieten können», sagt Naumann.
Ein grösseres Gebilde habe mehrere Vorteile, unter anderem sei es einfacher, Stellvertretungen zu organisieren. Das Wissen sei auf mehreren Köpfen abgestützt und nicht auf sehr wenigen, die dann umso mehr fehlen, wenn sie die Stelle verlassen.
Die Kündigung der Leiterin der Sozialen Dienste kam Schafisheim planerisch denn zugute. Mit 300 Stellenprozenten ist die Abteilung in der Gemeinde dotiert. Dadurch, dass die Leitung nicht neu besetzt wurde, wird niemandem gekündigt werden müssen, wenn das Dorf dem SDRL beitritt. Ob es das tun wird, hängt allerdings noch von zwei Dingen ab: der Versammlung des Verbands und der Gemeindeversammlung. Aus beiden braucht es ein Ja.
Vor Ort behalten wird Schafisheim die Sozialhilfe. «Da haben wir mehr Spielraum, können auch einmal individuellere Lösungen suchen», sagt Frau Gemeindeammann Widmer. Im Kindes- und Erwachsenenschutz hingegen sei vieles von Gesetz und Gericht vorgegeben.
Ob die Kosten bei einem Beitritt zum SDRL steigen oder sinken werden, könne man nicht abschätzen. Es sei schon schwierig, im sozialen Bereich zu budgetieren; ein Fall kann schon einen grossen Unterschied machen, so Widmer. Sowohl die Gemeinde als auch der Verband sind aber überzeugt, mit der vorliegenden die beste Lösung gefunden zu haben.