Schinznach
Wie die einzige Tischbombenfabrik in Europa funktioniert

Die Mitglieder der Aargauischen Industrie- und Handelskammer Region Brugg waren zu Gast in Schinznach-Dorf. Was sie dort erfahren haben, ist auf grosses Interesse gestossen. Dabei ging es nicht nur um Partyartikel, sondern um künftige Entwicklungen, die alle betreffen.

Dieter Minder
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Rund eine Million Tischbomben pro Jahr werden im Schinznacher Unternehmen hergestellt und abgefüllt.

Rund eine Million Tischbomben pro Jahr werden im Schinznacher Unternehmen hergestellt und abgefüllt.

Dieter Minder

«Wir sind die einzige Tischbombenfabrik in Europa», sagt Stefan Getzmann mit sichtlichem Stolz. Er als Geschäftsführer der Constri AG und Daniel Lienammer, Geschäftsführer der Amsler & Frey AG, empfingen die Mitglieder der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) Region Brugg am späteren Dienstagnachmittag zu deren Herbstversammlung in den beiden Schwesterbetrieben in Schinznach-Dorf.

1968 gründeten Max Amsler und Kurt Frey die Amsler & Frey AG in Schinznach. Das Unternehmen ist auf die Fabrikation von Kunststoffteilen spezialisiert. Seither ist es kontinuierlich gewachsen. 1999 wurde der Neubau bezogen. Das Unternehmen bildet selber Lernende aus, ein wichtiger Aspekt in der heutigen Zeit mit dem Personal- und insbesondere Fachkräftemangel. Viele davon bleiben dem Unternehmen als gut ausgebildete Fachleute auch nach dem Lehrabschluss erhalten.

90 Prozent der Fabrikation wird vor Silvester verkauft

Die Fabrikation ist weitgehend automatisiert. Dank Roboterbeschickung können einige Maschinen im 24-Stunden-Betrieb produzieren. «Rund 90 Prozent unserer Produkte gehen an Schweizer Kunden», sagte Lienammer. Der moderne Maschinenpark ermögliche es, sehr anspruchsvolle Teile auch in kleinen Stückzahlen zu fabrizieren. Ein Vorteil, mit dem die Wünsche der Kundschaft optimal erfüllt werden können.

Einige Arbeitsschritte werden noch von Hand gemacht.

Einige Arbeitsschritte werden noch von Hand gemacht.

Dieter Minder

Vor allem an Silvester explodieren Tischbomben in tausenden von Stuben und Lokalen. Der Jahreswechsel ist für die Constri AG denn auch die Hauptsaison. Rund 90 Prozent der Fabrikation werden in den Wochen vor dem Jahresende verkauft. Wie Tischbomben mit einem Knall ihren Inhalt in die Luft schleudern, ist allseits bekannt. Wie die Kugeln, Figuren, Täfeli oder kleinen Spielzeuge in die Tischbombe kommen, ist dagegen wenig bekannt. Bei der Constri lässt sich das genau verfolgen.

Spielsachen und Möbel als weitere Standbeine

Am Anfang des Herstellungsprozesses werden aus langen Kartonbändern Kartonrohre fabriziert und mit Etiketten versehen. Dies geschieht auf einer zirka 90 Jahre alten Maschine, in der Firma liebevoll «Grosi» genannt.

An dieser Maschine entstehen die Tischbomben.

An dieser Maschine entstehen die Tischbomben.

Dieter Minder

Der ganze komplizierte Vorgang läuft mechanisch ab und wird mittels Kurvenscheiben gesteuert, einem längst aus der Mode gekommenen, aber zuverlässigen Verfahren. In nächsten Arbeitsschritten werden Zündschnur und Treibmittel eingesetzt, die Bombe mit Objekten gefüllt und mit einem Deckel verschlossen. Laufend werden die Tischbomben aus der Fabrikation kontrolliert. Dazu werden einzelne Exemplare gezündet, um die Funktion festzustellen.

Hier werden Zündschnur und Treibmittel in die Böden eingesetzt.

Hier werden Zündschnur und Treibmittel in die Böden eingesetzt.

Dieter Minder

Sicherheit und Qualität stehen an oberster Stelle. Heute ist die Constri AG die einzig verbliebene Tischbombenfabrik in Europa. Rund eine Million Stück verlassen pro Jahr die Produktionsanlagen in Schinznach-Dorf. Neben Tischbomben fabriziert die Firma Constri auch Kunststoffteile für die Baubranche. Ein weiteres Geschäftsfeld sind Spielsachen und Möbel für Kindergärten und Spielgruppen.

Linienführung von Strasse und Tunnel erläutert

Nach den Rundgängen informierte Dominik Kramer, Leiter Infrastruktur in der kantonalen Abteilung Verkehr über das regionale Gesamtverkehrskonzept im östlichen Aargau. Dabei legte er das Schwergewicht auf die Region Brugg-Windisch.

Dominik Kramer, Leiter Infrastruktur bei der kantonalen Abteilung Verkehr stellt das Gesamtverkehrskonzept Ostaargau grob vor.

Dominik Kramer, Leiter Infrastruktur bei der kantonalen Abteilung Verkehr stellt das Gesamtverkehrskonzept Ostaargau grob vor.

Dieter Minder

Diese soll weitgehend durch eine neue Strasse zwischen dem Kreisel Lauffohr und der neuen Südwestumfahrung vom Verkehr entlastet werden. Als deren Kernstück ist ein Tunnel unter der Aare vorgesehen. Mehr in die Details gingen anschliessend Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin in Windisch, Planer Roland Schneider sowie Barbara Horlacher, Stadtammann in Brugg. Letztere zeigte die Vorstellungen für das Gebiet Aufeld-Aegerten oder wie es in der Planung heisst: Brugg Nord.

Bruggs Stadtammann Barbara Horlacher spricht über die Gebietsentwicklung Aufeld-Aegerten.

Bruggs Stadtammann Barbara Horlacher spricht über die Gebietsentwicklung Aufeld-Aegerten.

Dieter Minder

Den Abschluss des Anlasses bildete die AIHK-Generalversammlung. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit wickelte Vorstandsmitglied Hans-Jörg Aerni die Traktanden sehr speditiv ab.