Kolumnist und Dermatologe Felix Bertram, Inhaber der Skinmed-Kliniken mit Hauptsitz in Lenzburg, schreibt über die neusten Hypes und ihre Wirkungen.
Auch im Jahr 2023 bleibt die Haut unser grösstes Organ und verlangt Zuneigung und Pflege. Einige neue Trends haben in jüngster Zeit grosse Beachtung gefunden, manche Entwicklungen sind sogar revolutionär.
In der Hautpflege geht der Trend zu medizinisch fundierten Produkten mit hochkonzentrierten Wirkstoffen und sauber formuliert, also ohne Silikone, Mineralöle oder Mikroplastik. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist dem Konsumenten zunehmend wichtiger. Die beliebtesten Produkte sind starke Antioxidantien gegen die diversen oxidativen Stressfaktoren in der Haut sowie Seren mit Pro-Collagen-Peptiden zur Hautverjüngung.
Dr. med. Felix Bertram
Gute Hautpflege allein reicht aber nicht aus, weshalb der Trend heute klar zu Kombinationsbehandlungen geht, die von einer erfahrenen Dermatologin respektive einem Dermatologen oder Kosmetikerin individuell zusammengestellt werden. So kann man eine gute und effiziente Hautpflege sehr gut mit dem Hydrafacial – einer Art Reinigungs- und Peelingverfahren inklusive Hydratisierung der Haut – kombinieren.
Die so vorbereitete Haut ist dann eventuell empfänglich für einen weiteren Trend, nämlich dass man Produkte, die bisher von aussen auf die Haut aufgetragen wurden, mittels kleinster Nadeln tiefer einarbeiten kann. Spezielle Hyaluronsäuren können auf diese Weise in tiefere Hautschichten gebracht werden und von dort sozusagen die Haut von innen mit Feuchtigkeit versorgen.
Der aktuelle Hollywood-Geheimtipp ist das sogenannte «Morpheus 8», ein Hochfrequenzneedling zur Hautstraffung und Strukturverbesserung. Der Grund für diesen Hype ist, dass es nach 4 bis 5 Sitzungen wirkliche Ergebnisse liefert und die Haut neben einem schönen Straffungseffekt auch einfach besser und frischer aussieht. Diese neue Technik funktioniert mit feinsten Nadeln, die mit einer millimetergenauen Eindringtiefe in die obere Hautschicht gebracht werden und dann einen Hochfrequenz-Reiz auslösen, der in der tiefen Hautstruktur eine Straffung und Stimulation bewirkt.
Auch die Lasertechnologie macht Fortschritte, zum Beispiel der sogenannte «Golden Touch» mit dem Picolaser. Dabei wird die Haut, insbesondere das Gesicht, mit drei unterschiedlichen Wellenlängen behandelt, um Pigmentflecken, Rötungen und Falten zu entfernen.
Andere fortschrittliche Innovationen wie zuletzt AI («Artificial Intelligence» zu Deutsch «künstliche Intelligenz») revolutionieren Bereiche der Dermatologie regelrecht. Diese «künstliche Intelligenz» hat beispielsweise mit dem Fotofinder Einzug in die Dermatologie gehalten. Dabei wird der ganze Körper fotografisch abgescannt und der Computer analysiert die Muttermale und errechnet deren Veränderungspotential mit einer fast 100-prozentigen Sicherheit, also genauer als jede Dermatologin und jeder Dermatologe.
Selbstverständlich ist aber trotz aller technischen Möglichkeiten weiterhin geschultes Fachpersonal anwesend und prüft die verdächtigen Muttermale zusätzlich beziehungsweise nimmt diese mit der Lupenfotografie nochmals vergrössert auf, sodass der Dermatologe diese analysieren kann. Gleichzeitig werden alle Daten gespeichert, sodass bei den zukünftigen Kontrolluntersuchungen die neuen Daten mit den gespeicherten Daten abgeglichen werden können. Das System kann auf diese Art Veränderungen erkennen und zeigt diese an.
Dieses Tool hilft uns, einen leider weiterhin anhaltenden Trend noch besser beherrschen zu können: den Hautkrebs. Denn früh erkannt ist er in den allermeisten Fällen heilbar. Und das sind doch schon mal gute Nachrichten!
Hoffen wir, dass das Jahr 2023 nicht «zum aus der Haut fahren» wird, sondern Sie sich in dieser wohlfühlen.